Liebster, wilst du meiner warten,
Bis die Sonne bricht herfür,
Und mich führen in den Garten
Durch der Andacht schöne Thür,
Zarter Blumen Lieblichkeit
In der süßen Frühlingszeit
Mit Verwundern zu besehen,
Ei, so kom und laß uns gehen!

[aus: Die verschmähete Eitelkeit und die verlangete Eitelkeit,1658]

 

In Wedel, wo Johann Rist seit 1635 sein Pfarrstelle innehat, errichtet und unterhält er gleich zwei Gärten mit Heil- und Zierpflanzen, der Norder- und den Südergarten.
Bei seinen Studien in Rostock hatte Rist die entscheidenden pflanzenkundlichen Impulse von Joachim Jungius (1587-1657) erhalten, der dort einen der ersten botanischen Gärten Deutschlands angelegt hatte.
Wie kaum ein zweiter deutschsprachiger Autor verfolgte Johann Rist botanische Interessen und verarbeitet diese in seinen Schriften. Der Garten als Mikrokosmos ermöglicht ihm neben botanischer und pharmakologischer Wissensvermittlung vielfältige Möglichkeiten der allegorischen Betrachtungen unterschiedlicher Pflanzen, Blumen und Kräuter.