„Johann Rists Wedel“ lautete der Vortrag von Stadtarchivarin Anke Rannegger (Photo rechts). Nach einer kurzen geschichtlichen Einführung in die politische Situation im südwestlichen Holstein führte sie detailliert in die Beschreibung Wedels in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts über und näherte sich dem Universalgenie Johann Rist von einer bisher wenig beachten Seite.
Anhand von Visitationsprotokollen und zeitgenössischen Synodalberichten wurden die Pflichten aber auch die Vermögensverhältnisse der Pastoren insgesamt und Johann Rist im speziellen beleuchtet. Dabei wartete die eine oder andere Überraschung auf die Zuhörer. So bemängelte bereits im 17. Jahrhundert die Geistlichkeit, dass es mit der Gottgläubigkeit der Bevölkerung nicht zum Besten stand. Da wurden Feiertage durch Arbeit entweiht und Brautleute kamen nach mehrtägiger Feier betrunken in den Gottesdienst und brachten die Gemeinde völlig durcheinander.
Anders als Johann Rist konnten sich die meisten Pastorenfamilien keinen opulenten Lebensstil erlauben. Sie erhielten schmale Bareinkünfte, ein Deputat Holz als Brennmaterial und an Naturalleistungen Eier und Mettwürste. Rist hingegen erhielt für seine Arbeit an einem Ballett den Gegenwert von 5 Pferden in bar und hatte eine sichere Einnahmequelle darin, Notare zu ernennen, Hofpoeten zu krönen und Personen in den Adelsstand zu erheben.
Textquelle: Stadtarchiv Wedel, A. Rannegger
Bilderquelle: Stadt Wedel, S. Kamin