Berichterstattung „Bibel, Bilder und Gesang“

Eine Bibel nach Johann-Rist-Art

Der geistliche Reichtum des Wedeler Universalgelehrten Johann Rist erfreute zahlreiche Besucher.

von Heinke Ballin
November 2019, 16:00 Uhr

 

Wer schöne Barockmusik nicht kennt, der sollte sie sich in der Immanuel-Kirche von der Johann Rist Gesellschaft ans Herz legen lassen. Schon zum vierten Mal ließ ein Konzert mit Orchester, Chor und Solisten kirchliche Lieder mit den Texten des berühmten Wedeler Pastors Johann Rist (1607 bis 1667) erklingen und das verzauberte das Publikum in der ausverkauften Kirche.

Druckerei von 1650 existiert heute noch als Familienbetrieb

Als Sahnehäubchen obendrauf kam für die Musikfreunde und Bewunderer des so vielseitigen Pastors aus dem 17. Jahrhundert noch ein Kunstwerk, zu dem Johann Rist die Vorlagen für die Kupferstiche geschaffen hatte: Die Lüneburger Bibel, die 1650 in der Druckerei von Stern in Lüneburg auf edles Büttenpapier gedruckt worden war. Die Druckerei wurde über viele Generationen fortgeführt, sie existiert heute noch als Familienbetrieb.

Die Cimbrische Cantorey Wedel, das Barockorchester Schirokko und Solisten der Hamburger Hochschule für Musik und Theater erfreuten die Besucher mit einem Konzert. Foto: Heike Ballin

Ein Lüneburger, Wolfgang Schellmann, war es auch, der die schwere Bibel auf einer Auktion erstanden hatte und das seltene, wertvolle Exemplar zu dem Konzert mit nach Wedel schleppte. Denn hier berichtete Johann Anselm Steiger, Professor am Fachbereich für Evangelische Theologie an der Universität Hamburg akribisch über all die Feinheiten, die Johann Rist in seinen Entwürfen für die Kupferstiche in der Lüneburger Bibel eingebaut hatte. Ein lange unentdecktes Talent des Wedeler Pastors,  das der Professor als „geistlichen Reichtum von Rist“ bezeichnete. „ein Schatz, der gepflegt werden sollte“.

Dass die vielseitigen Werke von Rist in der Rolandstadt hoch geschätzt werden, bewies auch das Konzert unter der Leitung von Matthias Dworzack, der meisterliche Könner eingesetzt hatte. Hervorragend aufeinander abgestimmt waren die Cimbrische Cantorey Wedel, das Barockorchester Ensemble Schirokko und fünf meisterliche Solostimmen der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Ausschnitt aus dem Programmheft. Foto: Sven Kamin

Brausender Applaus für alle Mitwirkenden

Höhepunkt war das von allen gemeinsam gesungene und gespielte „Ich hebe meine Augen auf“ von Heinrich Schütz – fein abgestimmt und ein wahrer Ohrenschmaus. Brausender Applaus für alle Mitwirkenden, glänzend verdient. Das rechtfertigt einen Eintrag in der Agenda für die nächsten Jahre. Das Konzert wird in Zukunft wieder ausgebucht sein, davon kann kein Musikfreund genug bekommen.

 

 

Der obige Text wurde von Heinke Ballin für das Wedel-Schulauer-Tageblatt geschrieben und ist auch auf der Website zu finden.

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