Wie behandelte Rist das Thema Krieg und Frieden? (1)

Abbildung 1 Szene aus dem Ballet – Grausamkeit 

Rist verfasste zu diesem Thema drei uns erhaltene Werke: Irenaromachia (Iren.,1630), Das Friedewünschende Teutschland (FwT, 1647) und Das Friedejauchzende Teutschland (FjT, 1653).

Abbildung 2 Friedensgöttin Eirene, Kopie einer Statue des Kephisodot, sie trägt Ploutos, den Reichtum, auf dem Arm

Sein Erstlingswerk „Irenaromachia“ schrieb Rist unter dem Pseudonym seines Freundes Ernst Stapel, der sich bereits als Dichter einen Namen gemacht hatte. Der Titel ist eine Zusammenziehung von Eirene / Irene, dem Namen für die Göttin des Friedens, und Machä, dem griechischen Wort für Krieg. Schon im Titel unterstreicht Rist also das Thema. Er trat bei der Aufführung selbst als Darsteller auf. [1]
Das Werk ist in drei Akte aufgeteilt, die durch zwei Zwischenspiele getrennt sind. Im 1. Akt ruft Jupiter die Götter zusammen, um zu beratschlagen, wie er mit den Menschen umgehen soll, die sich im Krieg gegenseitig Gewalt antun. Nachdem verschiedene Götter ihre Argumente vorgetragen haben, lässt Jupiter durch Merkur die Friedensgöttin Irene herbeirufen und befiehlt ihr, trotz ihrer anfänglichen Weigerung nach Deutschland zu gehen. 

 Das folgende Zwischenspiel behandelt die Konflikte zwischen Bauern und Soldaten. Im Dorfkrug verprügeln die Bauern einen Quartiermeister, der Lebensmittel requirieren möchte, rauben seine Kleider und plündern ihn aus. Irene begegnet im 2. Akt einzelnen Bauern und Kindern in Deutschland, die den Frieden nicht willkommen heißen, sondern sich an das Kriegsgeschehen gewöhnt haben.  

Danach trifft sie auf einen Deutschen, einen Engländer und einen Spanier, die den Kampf mit einem Franzosen suchen. Auch sie wollen vom Frieden nichts wissen. Schließlich erscheint Mars, beschimpft und verprügelt Irene und verjagt sie. Im abschließenden Monolog rekapituliert Irene ihre Erfahrungen und klagt über das Verhalten der Menschen:

Abbildung 3 Statue des Mars – Kapitolinische Museen

„[Es ist] eine vberaßs böse Gottlosigkeit / die Mutter vnd Erhalterinne alles guten beleidigen: Aber jhr eygen bestes wissen sie nicht / sie wollen vnnd könnens auch nicht erkennen / Denn sie sind jhrer selbst nicht mächtig / die Gottlose furien vnnd der vnbendige Kriegsteuffel / der Brunn aller Laster vnd Vnheyls / der verfluchte Mars, regieret vnd treibet jhre hertzen vnd gemüther / ja sie selbst gantz vnnd gar /  daß sie mich vnd meine Wolthaten müssen wie der Hund das feiste außspeyen. [2]

Im Wirtshaus kommt es im zweiten Zwischenspiel zu Auseinandersetzungen der zechenden Bauern untereinander und mit dem Wirt. Die Bauern können sich über die Verteilung der Beute nicht einigen. Schließlich erscheint der Quartiermeister wieder mit mehreren bewaffneten Soldaten und nimmt die Bauern gefangen. Weil es ihnen nicht gelingt, sich zu befreien, werden sie schließlich abgeführt und sollen aufgehängt werden.                        

Die Gerichtsverhandlung unter Vorsitz der Justitia im 3. Akt verhandelt die Klage Irenes über die Übergriffe des Mars. Ihr Verteidiger Ulpianus:  

 „Mars aber verstehet keine Rechte / er ist gewohnet das Faustrecht für die hand zunehmen / vnd ist also / in sothanem fall gefährlich wider jhn zustehen.“[3]

Das Urteil gegen den weiterhin gewalttätigen Mars bestimmt, dass er in Ketten gelegt werden und Irene den Schlüssel bewahren soll. Während Irene am Schluss des Dramas Mars in Ketten auf der Bühne herumführt, mahnt sie: 

„Nu dancket alle Gott vnd der H(eiligen) Justitiae, das die Grawsambkeit deß wütenden Martis vnd die bestialische Kriege in etwes gefangen vnd gebunden / welche alle Menschen auff Erden eine geraume Zeit hero mit grossem Schaden erfahren vnd schmecken müssen. Aber ein jeder sehe sich wol für / das er also lebe / damit der höchste im Himmel nicht vervrsachet werde jhm seine Gefängnuß wieder aufzulösen; Warlich, warlich, wenn das geschehen solte / würde das Letzte viel erger vnd erschrecklicher werden / als das Erste niemahls gewesen. [4]


1 Rist, Johann, Perseus, Berliner Ausgabe 2013, Biografie im Anhang von Michael Holzinger, S.101
2 Rist, Johann, Irenaromachia, Berliner Ausgabe 2013, S.50
3 Ebenda S. 61f.
4 Ebenda S. 70

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